Fremdkapital

Fremdkapital (ebgl. debt)

Was versteht man überhaupt unter Fremdkapital?

Fremdkapital umfasst alle finanziellen Verpflichtungen eines Unternehmens gegenüber externen Parteien, die zurückgezahlt werden müssen. Es stellt das Kapital dar, das von Gläubigern bereitgestellt wurde, um das Unternehmen zu finanzieren. Im Gegensatz zum Eigenkapital, das von den Eigentümern oder Aktionären des Unternehmens stammt, ist Fremdkapital eine Verbindlichkeit, die das Unternehmen zurückzahlen muss.

Fremdkapital kann in verschiedenen Formen auftreten, wie z.B. Bankkredite oder Anleihen. Es wird normalerweise mit einem festen Zinssatz und einer festgelegten Laufzeit vereinbart.

Häufigste Formen von Fremdkapital:

  1. Bankkredite: Bankkredite sind eine häufige Form von Fremdkapital, bei der Unternehmen von Banken Geld leihen. Dies kann in Form von langfristigen Investitionskrediten für den Erwerb von Anlagevermögen oder kurzfristigen Betriebskrediten für den laufenden Betrieb erfolgen.

  2. Anleihen: Anleihen sind schuldrechtliche Wertpapiere, die von Unternehmen ausgegeben werden, um Kapital von Investoren zu beschaffen. Sie haben eine festgelegte Laufzeit und Zinszahlungen. Unternehmen können öffentliche Anleihen an den Kapitalmärkten oder private Platzierungen bei institutionellen Investoren emittieren.

  3. Lieferantenkredite: Lieferantenkredite werden von Lieferanten gewährt, indem sie Zahlungsziele oder verzögerte Zahlungen anbieten. Unternehmen können Waren oder Dienstleistungen erhalten und später bezahlen, was zu kurzfristigem Fremdkapital führt.

  4. Leasing: Leasing ist eine Form der Finanzierung, bei der ein Unternehmen ein Vermögensgut, wie z.B. Ausrüstung oder Fahrzeuge, von einem Leasinggeber mietet. Das Unternehmen zahlt regelmäßige Mietzahlungen, um das Vermögensgut zu nutzen, ohne es zu kaufen.

  5. Factoring: Factoring ist eine Finanzierungsmethode, bei der Unternehmen ihre Forderungen an einen Factor verkaufen, um sofortiges Bargeld zu erhalten. Der Factor übernimmt das Forderungsmanagement und trägt das Ausfallrisiko.

  6. Mezzanine-Kapital: Mezzanine-Kapital ist eine Mischform von Eigen- und Fremdkapital. Es beinhaltet Finanzierungsinstrumente wie Wandelschuldverschreibungen, stille Beteiligungen oder partiarische Darlehen. Mezzanine-Kapitalgeber haben Anspruch auf Zinszahlungen und können unter bestimmten Bedingungen in Eigenkapital umgewandelt werden.

Vor- und Nachteile der Aufnahme von Fremdkapital

Die Aufnahme von Fremdkapital hat für Unternehmen sowohl Vor- als auch Nachteile. Einerseits ermöglicht es Unternehmen, ihre Geschäftstätigkeit zu finanzieren, Investitionen zu tätigen und Wachstumsmöglichkeiten zu nutzen, ohne dass zusätzliches Eigenkapital benötigt wird. Andererseits erhöht Fremdkapital das Risiko für das Unternehmen, da Zinszahlungen geleistet werden müssen und eine Rückzahlungsverpflichtung besteht.

 

Mögliche Quellen von fremdem Kapital

Fremdkapital kann entweder von externen Geldgebern für einen begrenzten Zeitraum zur Verfügung gestellt werden oder aus den Rückstellungen des Unternehmens generiert werden. In beiden Fällen wird es damit nur für eine begrenzte Zeit zu frei verfügbarem Kapital, dessen Rückzahlung fest eingeplant werden muss, um zukünftige finanzielle Engpässe zu vermeiden. Als externe Geldgeber können Banken, Lieferanten, Kunden, aber auch die Crowd dienen. Das Kapital ist in diesem Fall ein Kredit, der einen festen Rückzahlungszeitpunkt sowie anfallende Zinsen besitzt. Der Begriff für Fremdkapitalposten dieser Art ist der der Verbindlichkeiten. Intern kann das Kapital generiert werden, indem Rückstellungen genutzt werden. Bei Rückstellungen handelt es sich um Kapital, das dem Unternehmen rechtlich gehört, allerdings für die Bezahlung bereits absehbarer, zukünftiger Kosten passiviert wurde. Mögliche Anlässe, für welche die Rückstellungen geschaffen wurden, sind Pensionszahlungen, Steuern, die Bezahlung von zukünftigen Produktlieferungen oder Gehältern. Hier fallen keine Zinsen an, allerdings muss das Fremdkapital spätestens dann wieder zu einer Rückstellung umgewandelt werden, wenn die Zahlungen fällig sind.

In der Buchhaltung

Fremdkapital wird in der Bilanz in den Passiva geführt. In den Unterpunkten Rückstellungen und Verbindlichkeiten werden die aus internen und externen Quellen generierten Fremdkapitalmittel aufgeführt. Aus der Menge des Fremdkapitals und Bilanzsumme lässt sich die Fremdkapitalquote als prozentualer Anteil errechnen. Eine hohe Fremdkapitalquote sorgt dafür, dass ein Unternehmen abhängiger von seinen Geldgebern wird und schwieriger an weitere externe Geldmittel kommt. Zusätzlich steigt die Zinslast.

Weiterführende Literatur und Quellen:

  • „Finanzierung“ von Günter Wöhe und Ulrich Döring: Dieses Buch bietet einen umfassenden Überblick über verschiedene Finanzierungsmöglichkeiten, einschließlich Fremdkapital. Es behandelt Themen wie Bankkredite, Anleihen, Leasing, Factoring und andere Formen der Fremdkapitalfinanzierung.

  • „Finanzierungstheorie und -praxis“ von Jörg Baetge und Hans-Jürgen Knobloch: Dieses Buch behandelt sowohl die theoretischen Grundlagen als auch die praktischen Aspekte der Finanzierung von Unternehmen. Es enthält Kapitel zur Fremdkapitalfinanzierung, zur Wahl der optimalen Kapitalstruktur und zur Bewertung von Kreditrisiken.

  • „Handbuch der Unternehmensfinanzierung“ von Helmut Laux und Rolf Tilmes: Dieses umfassende Handbuch bietet detaillierte Einblicke in verschiedene Aspekte der Unternehmensfinanzierung, einschließlich Fremdkapital. Es behandelt Themen wie Finanzierungsentscheidungen, Kapitalstruktur, Bankkredite, Anleihenemissionen und andere Finanzierungsinstrumente.

  • „Corporate Finance: Theory and Practice“ von Aswath Damodaran: Dieses Buch konzentriert sich auf die Finanzierung von Unternehmen aus einer theoretischen und praktischen Perspektive. Es enthält Kapitel zur Fremdkapitalfinanzierung, zur Bewertung von Kreditrisiken und zur Analyse von Kapitalstrukturentscheidungen.

  • „Handbuch der Finanzierung“ von Helmut Gründl und Marc Gürtler: Dieses Handbuch bietet einen umfassenden Überblick über die verschiedenen Facetten der Finanzierung von Unternehmen. Es behandelt Themen wie Fremdkapital, alternative Finanzierungsmöglichkeiten, Unternehmensbewertung und Risikomanagement.