Das Agio oder auch der Ausgabeaufschlag dient dazu, die Kauf- beziehungsweise Beratungstransaktion für eine langfristige Geldanlage von dem reinen Investment-Vorgang zu trennen. Bei den meisten unternehmerischen Beteiligungen oder auch bei Investmentfonds werden umfangreiche Beratungsleistungen erbracht, auch die Kapitalanlagegesellschaft tritt erheblich in Vorleistung. Deshalb wird ein Agio auf alle Einzahlungen berechnet.
Die Rolle des Agios beim Vertrieb von Kapitalanlagen
Im Finanzbereich herrscht eine weitgehende Arbeitsteilung, die auch aufgrund der umfassenden Beratungs- und Dokumentationspflichten im Zuge des sich stetig steigernden Verbraucherschutzes vertieft worden ist. Anlageberater müssen in Zusammenarbeit mit dem Kunden und seinem steuerlichen Berater nicht nur die passende Geldanlage auf der Rendite-Risiko-Kurve finden, sondern auch auf die steuerlichen Auswirkungen achten. Das zusätzliche Gebot der Risikostreuung sorgt dafür, dass auf Seiten der Beratung sehr hohe Kosten entstehen. Diese Kosten sollten einerseits offen und transparent ausgewiesen werden, andererseits hat sich die Bezahlung nach Stundensätzen in der Finanzberatung nicht durchgesetzt. Das Agio beziehungsweise der Ausgabeaufschlag deckt genau diese Kosten ab und wird deshalb transparent ausgewiesen. Wer beispielsweise 2 Prozent Agio bei einem Investment von 10.000 Euro einzahlt, etwa in Immobilienfonds oder eine unternehmerische Beteiligung, der zahlt zusätzlich 200 Euro für die Beratung und das Anlegen der umfangreichen Unterlagen und Dokumentation. Dieses Agio wird meist zwischen der Kapitalanlagegesellschaft und der Finanzberatung geteilt. Da es um eine Geldanlage geht, sollten die Kunden den Berater nicht nur nach der zu erwartenden Rendite, sondern auch nach den Kosten fragen. Neben der Total Expense Ratio (TER = Gesamte prozentuale Kosten) ist das Agio ein wichtiges Entscheidungskriterium. Der Anleger verteilt diese Kosten auf seine gedachte Anlagedauer, womit das Agio als Entscheidungskriterium umso bedeutender ist, je kürzer der Anlagehorizont ist.
Wirtschaftlicher und rechtlicher Charakter des Agios
Beim Agio oder dem Ausgabeaufschlag handelt es sich um eine frei zwischen den Vertragspartnern – also dem Anbieter einer Kapitalanlage und dem Kunden – aushandelbare Größe. Insbesondere bei über der Mindestanlagesumme liegenden Beträgen oder bei regelmäßigen Einzahlungen, beispielsweise im Rahmen eines Investmentsparvertrags, lohnt sich das Verhandeln. Für die Betrachtung des Erfolgs einer Kapitalanlage sollte der Anleger die mit der Kapitalanlage verbundenen Kosten immer in seine Betrachtung einbeziehen, um eine realitätsnahe Renditebetrachtung anstellen zu können. Die Berechnung eines Ausgabeaufschlages oder eines Agios ist auch heute noch die gängigste Form der Gebührenberechnung. In Deutschland entwickelt sich nur sehr langsam eine alternative Berechnungsmethode im Rahmen der sogenannten Honorarberatung. Der Finanzberater wird dort nach Stundensätzen bezahlt, um eine vollkommene Neutralität bei der Anlageberatung zu gewährleisten.